Die Hoper Mühle

Eddas Innenleben
Schnitt Hoper Mühle (c) Christiane Feist
(zum Vergrößern: Bild anklicken)

Bauen im Bestand ist ein abwechslungsreicher Schwerpunkt im Leben einer Architektin. Manchmal fordert diese Aufgabe die Suche nach einer denkmalgerechten Lösung heraus, wie der vorige Beitrag zeigt. Die Sanierung einer Windmühle ist als Highlight kaum noch zu toppen. Zumal die Windmühle Edda in St. Michaelisdonn nicht einfach als schicke Hülle für Ferien-Apartments benutzt wird: Sie ist ein echtes Denkmal, das noch heute Getreide verarbeiten kann. Dafür ist eine umfangreiche Sanierung erforderlich, für die ich ein Konzept erstellt habe.

Eine solche Mühle ist innen und außen ein Meisterwerk des Zimmerei-Handwerks. Der planerische Aspekt dieses Handwerks ist heute aufgespalten in Architektur und Verfahrenstechnik. Die Holländer-Windmühlen sind aus Holz konstruiert, Metalle oder andere Werkstoffe dienen lediglich als Hilfsmittel für die Holzkonstruktion, die die Mahlsteine antreibt. Als Architektin benötige ich daher den Rat von Holz- und Mühlen-Experten. Sie sind nicht so reich gesät wie die in der Bauplanung üblichen Fachplaner*innen. Zum Glück kümmern sich in der Region und auf Landesebene ehrenamtlich tätige Vereine um die Bewahrung der Mühlen und damit des Fachwissens über diese technischen Konstruktionen der Zimmerleute.

Die Hoper Mühle „Edda“ in St. Michaelisdonn

Beton hat das Holz fast vollständig aus dem alltäglichen Bauen verdrängt. Man kann damit höher bauen , und es lassen sich damit weite Flächen ohne Stützen überspannen. Das ist ästhtisch schick und ökonomisch effizient. Noch. Die Knappheit von feinem Sand macht das Holz als Baustoff wieder konkurrenzfähig. Nachhaltig und klimafreundlich ist Holz allemal. Zum einen kann Holz bei nachhaltiger Forstwirtschaft immer wieder nachwachsen. Zum anderen lassen sich Bauteile aus Holz sehr gut reparieren oder in anderen Bauprojekten wiederverwenden.

Die Mühlen zeigen als Denkmäler die hohe Leistungsfähigkeit des Werkstoffs Holz. Eine Windmühle kann bei gutem Wind bis zu 30 kW leisten (ausführliche Quellenangabe), je nach Temperatur und Windstärke. Wir könnten sagen: Die Mühlen empfehlen den nachhaltigen Werkstoff Holz auch für technisch anspruchsvolle Bauten. Im schwedischen Skellefteå wird in diesen Tagen das 76 Meter hohe Sara Kulturhus eröffnet. In Magdeburg zeigt der Jahrtausendturm seit 1999, was der Holzbau alles kann.

Die Haferquetsche wartet noch auf engagierte Handwerker, um wieder einsatzbereit zu sein.

In St. Michel genießt der Erdholländer mit Keller die Wertschätzung der Kommunalpolitik und eines lokalen Mühlenvereins, mit deren Unterstützung der Eigentümer rechnen kann. Bürgermeister und Vereinsvorsitzender Volker Nielsen (MdL) widmet der Mühle als Wahrzeichen seiner Stadt viel Engagement. Ein Engagement, das motiviert und neugierig macht. Der Verein für Dithmarscher Landeskunde bewahrt das Dithmarscher Mühlenarchiv und pflegt das Wissen über die heimischen Windmühlen. In meinem Sanierungskonzept konnte ich mich auf das Holzgutachten vom Büro D. C. Knospe, Hamburg (https://www.dck-bauconsult.de/), und auf den Mühlenexperten Uwe Karstens, Ascheberg, stützen.

Die kleine barrierefreie Treppe

Südermarkt 3 Meldorf heute

Für einen Besuch bei Bäcker Balzer auf dem Meldorfer Südermarkt gibt es jetzt keine historische Barriere mehr. „Eigentum verpflichtet“, zitierte die Eigentümerin das Grundgesetz und stellte entschlossen die Aufgabe: „Gestalte den Eingang barrierefrei!“ Das klingt ganz einfach: Aber es kann daraus ein erheblicher Aufwand entstehen.

So sah es im Frühjahr 2019 aus. Die kleine Treppe für den Eingang fällt kaum auf.
An dieser Stelle sollte nun ein viel Raum greifender Eingang mit Lift her.

Um die Stufen zu überwinden, muss ein Lift her. Und wir brauchen viel Platz. Schließlich wollen wir die rollenden Hilfsmittel auch bequem rangieren können. Die Treppe wird dadurch viel größer als vorher. Macht nix, könnte man jetzt denken, was mutt datt mutt. Aber wie ist es mit dem Denkmalschutz? Das Haus am Meldorfer Südermarkt schaut direkt auf den gotischen Dom in Meldorf. Mag der Dom auch trutzig groß sein, die Häuser in Meldorf halten sich eher zurück – skandinavisches Understatement. So auch das Eckhaus an der Spreetstraße, das sich trotz seiner Thorvaldsen-Reliefs an der Fassade zurück nimmt. Es verlangt nach einer transparenten, unauffälligen Lösung für seinen neuen – großen – Zugang. Auch darf die Symmetrie des Gebäudes nicht gestört werden.

Die Zufahrt zum Lift ist ausschließlich von Norden möglich. Von Süden her ist nicht genug Platz, zum Markt hin fällt das Gelände stark ab, denn die Bürgerhäuser stehen an höherer Stelle als der Dom, wo der Baugrund künstlich erhöht wurde. Der allgemeine Zugang über eine Treppe muss von Süden erfolgen.

In der Entwurfsphase haben wir es in Dithmarschen gut, denn die Absprachen mit Bauamt und Denkmalschutz verlaufen in der Regel sehr zuverlässig. Das Gesprächsklima ist ausgesprochen erfreulich. Alle arbeiten kontruktiv auf das Ziel hin, zeitgemäße Lösungen möglich zu machen.

Der Zugang von Süden mit einem Lift ist optisch in die strenge Symmetrie des Gebäudes eingebettet.

Die Lösung sieht so aus: Für die Ansicht vom Marktplatz her tun wir so, als ob eine symmetrische Treppe von beiden Seiten vorhanden ist. Das Geländer gestalten wir transparent, um die Sicht auf die Fassade beizubehalten. Die Stufen werden in Anlehnung an den Bestand in Granit ausgeführt, allerdings jetzt mit einer auswändigen Entwässerung. Denn weder beim Lift, noch bei der Treppe sollte man durch Pfützen waten müssen. Für den konkreten Bau bei diesem kleinen, kniffligen Projekt braucht man flexible und experimentierfreudige Handwerker. Und auch darüber können wir uns in Meldorf freuen.

Bei Ausführung des Treppenbaus half das Bauunternehmen Marcussen mit vielen konstruktiven Vorschlägen. Die Farbgestaltung passte Malermeister Arff an seine Farbgestaltung des Hauses an, was ihm trotz der unterschiedlichen Untergründe der Farben perfekt gelang. Metallbau Reimers plante das Geländer und ließ uns am Fortschritt seiner Konstruktion teilhaben. Unsichtbar aber für die perfekte Funktion des Lifts unverzichtbar installierte Elektro Ritters die Leitungen. Den optisch passenden schwedischen Lift plante und lieferte Lift-Reith aus seinem breiten Sortiment. Last but not least: Bäcker Balzer übte stets Nachsicht, wenn etwas auf Anhieb nicht klappte und fügte eine gut verständliche Bedienungsanleitung bei.

Die Treppe von Süden ist farblich auf Sehbehinderte ausgerichtet, Beginn und Ende der Treppe sowie Geländer und Stufen sind deutlich voneinander abgesetzt. Aus ursprünglich vier steileren Stufen sind jetzt fünf Bequeme geworden.

Sozialwohnungen sind keine Ghettos

Ein drastisches Beispiel kann dies verdeutlichen: In den 70er Jahren musste in Hamburg der Altonaer Fischmarkt überplant und neu bebaut werden. Er war zu jener Zeit ein sandiger Parkplatz mit teils verfallener Restbebaung, die den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte. Die Fahrer der parkenden Lastwagen vermieteten die Schlafkojen über Nacht an Prostituierte, während sie selbst durch die Kneipen St. Paulis zogen. Für eine Wohnbebauung denkbar schlechte Voraussetzungen.

Der planende Architekt Günter Talkenberg (CDU) und der Altonaer Baudirektor Reiner Blaich (SPD) entschieden sich bewusst für genossenschaftlichen Mietwohnungsbau mit Sozialbindung (Sozialwohnungen). Genossenschaftliches Eigentum bedingt, dass Mieterinnen und Mieter mit in die Verantwortung des Wohnungs­unternehmens eingebunden sind. Das Bauen orientiert sich an den Bedürfnissen und am Geldbeutel der Mieter*innen. Die genossenschaftliche Vermietung schließt Aspekte des Quartiersmanagements ein. So achten die Mieterzentren von Genossenschaften grundsätzlich auf eine gute soziale Mischung ihrer Mieter*innen mit dem Ziel gegenseitige Rücksichtnahme und Nachbarschaftshilfe im Quartier zu erleichtern.

Die Entwicklung des Quartiers am ehemaligen Fischereihafen gaben den Planern Recht, man könnte heute sogar von einer Gentrifizierung des Gebietes sprechen. Aber auch in dieser Hinsicht wirkt das genossenschaftliche Quartiersmanagement ausgleichend im Sinne einer ausgewogenen sozialen Struktur.

Eine wichtige Rolle spielt, welches Baumaterial der Bauherr wählt und wie gut er seine Immobilie pflegt. Im folgenden Foto sind zerstörte Fassadenplatten zu sehen, offensichtlich ein Dauerzustand an dem Gebäude.
Die Fassade wird beim Bauen mit solchen Platten billiger, verursacht aber höhere Kosten der Instandhaltung. Es sei denn, die Eigentümerin lässt das Haus verloddern.

Bauschäden an der Fassade wecken falschen Eindruck.
Beschädigte Fassaden müssen sofort repariert werden, sonst wirkt nicht mehr attraktiv.

Im folgenden Foto ein positives Beispiel. Der genossenschaftliche Plattenbau in Dresden zeigt, wie der Bau dem Mieter die Bepflanzungen der Balkone erleichtert. An der Außenseite der Brüstungen sind Halterungen für Blumenkästen fest integriert. So gewinnt die gesamte Fassade, sie erscheint lebendig und abwechslungsreich. Die Balkonbrüstungen sind nur teilweise geschlossen, so dass die Sonne auch auf den Boden des Balkons trifft.

Eine geschickte Begrünung der Außenanlagen verleiht einer Wohnanlage mehr Charakter (Bild unten rechts). Werden verschiedene Stauden oder Büsche gepflanzt, unterscheiden sich auch die Farben der Eingänge.

In dieser genossenschaftlichen Wohnanlage versorgen Mieter*innen die Pflanzen bei Trockenheit. Auf dem Bild rechts sind die Dächer über den Eingängen nach oben ausgerichtet, so dass beim Aufschließen der Tür niemandem das Wasser in den Nacken tropft. Außerdem wirkt die Gestaltung offener.

Nicht alles gelingt immer perfekt: Eine Fassadenbegrünung braucht etwas mehr Aufmerksamkeit. Sie kann aber sehr stark dazu beitragen, eintönige Fassaden zu gliedern und aufzulockern. Begrünte Fassaden wirken lebendiger als monotone Flächen. Mit gezielter Begrünung der Fassade lässt sie sich gliedern und kann so kostengünstiger gebaut werden.

Als Reisende in Chaves

Der portugiesische Schriftsteller José Saramago unterscheidet in seiner ‚Portugiesischen Reise‘ (Viagem a Portugal) den Reisenden vom Touristen. Der eine sucht danach, Neues zu entdecken und lässt sich überraschen; der andere hakt ab, was sein Reiseführer ihm zeigt. Nun war uns der Nobelpreisträger um einiges voraus; denn er beging das Wagnis zu entdecken in seiner Heimat, deren Kultur er schon auswendig kannte. Wir ließen uns als Touristen überraschen. Auf dem Weg nach Bragança legten wir eine Pause ein, und zwar in Chaves. Das ist ein portugiesisches Städtchen im Jenseits, dem ‚Tràs os montes‘ (Hinter den Bergen). Es gibt eine alte Römerbrücke zum Abhaken. ‚Das ist bestimmt hübsch. Wo eine Brücke ist, gibt es auch einen Fluss, und am Fluss eine Pastelaria‘, so dachten wir.

Römerbrücke in Chaves
Römerbrücke in Chaves

Unsere Entdeckung wird (noch) nicht einmal im portugiesischen Wikipedia beschrieben, geschweige denn in deutschen Reiseführern. Sie ist neu. Sie verbirgt sich auf dem Foto ungefähr zwischen den Hochhäusern, fast am Ufer. Das zu wissen ist wichtig, denn es erklärt nichts, aber es beweist die guten Sitten der Moderne. Das Große fügt sich ein, auch wenn das Alte kleinteilig ist. In Portugal ist das Alte kein wilhelminischer Kitsch, sondern alt. Kommt doch bitte ein bisschen näher:

Museu de Arte Contemporânea Nadir Afonso
Museu de Arte Contemporânea Nadir Afonso

Hier sieht man es schon, vorne die Reste eines alten Gemäuers und jenseits der Bäume die Moderne: Das Museum für Zeitgenössische Kunst Nadir Afonso. Ein Meisterwerk des Architekten Álvaro Vieira Siza. Zu den guten Sitten der Moderne gehört, dass es sich mit klaren Formen in die Umgebung einpasst und dennoch konsequent reduziert seine Konstruktion offen legt. Der langgestreckte Baukörper liegt direkt an der Uferpromenade in Sichtweite der Römerbrücke.

Chaves Afonso Museum am Ufer
Chaves‘ Afonso Museum am Ufer

Museen schützen sich vor direkter Sonne. Das von außen sichtbare Lichtband entfaltet innen seine Wirkung im Einklang mit der Umgebung des Gebäudes. Die Gestalter der Afonso-Ausstellung haben diesen Effekt bei ihrer Präsentation der Afonso-Werke aufgenommen.

Chaves Museum Lichtband innen
Chaves Museum Lichtband innen

Als Reisende hätten wir in der Umgebung dieses Museums noch Stunden verbringen können, aber als Touristen strebten wir weiter. Die mitgebrachten Impressionen halten die Erinnerung: „Wir müssen dort noch einmal hinreisen … “

Der Hauptraum der Ausstellung ist von oben belichtet. Die warme Farbe des Holzfussbodens strahlt auf den gesamten Raum aus.

Zusätzliches Licht kommt aus dem Seitengang mit dem langgestreckten Lichtband nach Südosten.

Die Leibung des Durchgangs aus heimischem Marmor verbirgt sich unauffällig in der Wand.

Beim Durchschreiten der großzügigen weiten Museumsräume fühlt sich die Besucherin dennoch geborgen.

Die schattigen Ruhezonen geben Blicke auf das Stadtbild frei.

Wer den Eingang versteckt, lässt den Reisenden um das Areal wandern. In jeder Blickrichtung werden die Bezüge der klaren geometrischen Formen sichtbar. Die Konstruktion zeigt sich und wird nicht von „verbrecherischen Ornamenten“ versteckt. Fußnote

Im Spiel mit dem Licht mutiert der Kreisbogen zur gotischen Optik.

Angekommen in Meldorf

Christiane Feist präsentiert auf der Meldorf Messe 2012Mit unserer Teilnahme an der Meldorf-Messe sind wir an unserem neuen Arbeitsort erst richtig angekommen. Der Dank gilt der Gemeinschaft der Meldorfer Unternehmen und Selbständigen, die wohl nicht nur innerhalb Schleswig-Holsteins etwas Besonderes sind. Mit unentgeltlichem Einsatz eine Messe mit knapp hundert Ausstellern und über 10.000 Besucherinnen und Besuchern zu wuppen, das ist schon eine gewaltige logistische Leistung. Und genau das bringen die Meldorfer Unternehmen in dieser strukturschwachen Ecke des Landes auf den Weg.

Presse interessiert sich für Christiane FeistObwohl wir uns erst vor wenigen Monaten in Meldorf angemeldet hatten, durften wir ‚mitspielen‘. Doch halt, das wäre eigentlich zu wenig gesagt! Wir durften nicht nur mitspielen, wir wurden sehr herzlich willkommen geheißen.
Neben dem Möbelhaus Rommel, dem Schuhhaus Sjut und dem Weinhandel der Südermühle hatten wir einen attraktiven Standplatz im mittleren Zelt mitten im dicksten Trubel der Messe, die beim sonnigem Wetter mit 11.500 Gästen gut besucht war.

Tai Chi auf der Meldorf-Messe bei Christiane FeistWir präsentierten uns mit einem unserer beiden Meldorfer Projekte, dem Wohnprojekt ‚frische bauern‘ in der Fußgängerzone der dithmarscher Kleinstadt. Hier wird ein Laden zum Übungs- und Seminarraum umgebaut und die Fassade soll in zwei Schritten neu gestaltet werden. Um Neugierige anzulocken hatten wir zu allerlei Aktionen an unserem Stand eingeladen, so dass auch die Medien Anlass hatten, aufmerksam zuzuschauen. Die Darbietungen gehören zu dem Konzept des angestrebten Übungsraums. Ja und der ganze PR- und Werberummel kann auch viel Spaß machen: Es wurde (zu laut!) getrommelt und Tai Chi vorgeführt. Die Tai Chi-Übungen nahm sogar die Darstellerin der Messekuh zum Anlass aktiv bei uns mitzuwirken. Wir kamen mit vielen Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch und stellten die Chancen für Wohnprojekte dar und erklärten, wie flexibel der neue Raum in der attraktiven Lage zweihundert Schritte vom Meldorfer Dom entfernt zu nutzen ist.

Und sie halten dicht! – die Flachdächer

Vorurteile halten sich hartnäckig. Es ist wie mit Gerüchten: Einmal im Umlauf, kursieren sie weiter, auch wenn sie falsch sind.

Entgegen aller Vorurteile sind Flachdächer in vielen Fällen eine perfekte Lösung. Wer sicher gehen will, dass sein Flachdach dicht ist und bleibt, setzt auf eine fachgerechte Planung und Ausführung. Und die ist nicht immer einfach: Es gibt eine große Zahl von Dachdichtungsbahnen. Es stehen Kaltselbstklebebahnen, Elastomer- oder Plastomerbitumenbahnen zur Verfügung, die je nach Anforderung mit Einlagen versehen sein können, zum Beispiel Glasvlies, Polyestervlies oder Kombinationsträger. Es gibt Kunststoffbahnen aus PVC, PIB, EPDM, TPE oder FPO. Je nachdem wo welches Material eingebaut wird, verarbeitet der Fachmann die Bahnen unterschiedlich: gießen, schmelzen, flämmen, verkleben, heißvulkanisieren, heißkeilschweißen …

Die Fachregel für Abdichtungen (Flachdachrichtlinie) legt nachprüfbare Anforderungen an Planung und Auführung fest und gibt Orientierung bei der Wahl der richtigen Abdichtung. Dies müssen Planer und Handwerker beachten.

Doch werfen die korrekten Bezeichnungen der Materialien Rätsel auf. Was verbirgt sich zum Beispiel hinter einer DU/E1 PYE G200 S4 ?

D heißt Dachabdichtung,

U bedeutet, dass die Bahn als Unterlage zu verwenden ist.

E ist die Eigenschaftsklasse, deren höchste Stufe die 1 ist, also leistet die Bahn einen hohen mechanischen Widerstand und hält hohen Hitzebelastungen stand.

PYE bezeichnet eine Elastomerbitumenbahn,

G200 steht für eine Glasgewebeeinlage mit einem Gewicht von 200 Gramm pro Quadratmeter.

S zeigt an, dass die Bahnen geschweißt werden sollen und am Ende die Ziffer

4 gibt die Dicke der Bahn von 4 Millimeter an.

Auch wenn es die offiziellen Bezeichnungen in sich haben, lohnt es sich, einen kritischen Blick darauf zu werfen. Denn die fantasievollen Namen, die die Marketingleute ihren Produkten verleihen, können schnell in die Irre führen. Und dann tropft’s doch.

 

GRZ oder GFZ?

Wer ein Grundstück kaufen und bebauen möchte, kommt gewöhnlich an einem Bebauungsplan, kurz B-Plan genannt, nicht vorbei. Darin ist in Bild und Text beschrieben, wie ein Grundstück bebaut werden darf – das kann bis zur Dachneigung und den Materialien für die Fassade reichen. Fast immer sind im B-Plan GRZ und GFZ zu finden:

GRZ steht für GRundflächenZahl und
GFZ für GeschossFlächenZahl.

Die GRZ gibt an, wieviel Grundfläche überhaupt bebaut werden darf. Beispiel: Bei einem 1.000 m² großen Grundstück mit einer GRZ von 0,2 dürfen 0,2 Teile = 20 % des Grundstücks bebaut werden, also 200 m².
Die GRZ sagt also etwas aus über das Verhältnis von Grundstücksfläche zu Hausgrundfläche.

Die GFZ dagegen gibt an, wieviel Geschossfläche auf dem Grundstück gebaut werden darf. Nehmen wir einmal eine GFZ von 0,3 an. Dann dürfen bei obigem Beispiel 300 m² Geschossfläche errichtet werden. Da – im Beispiel – nur 200 m² Grundfläche bebaut werden dürfen, muss die Geschossfläche „gestapelt“ werden. Die Anzahl der Geschosse ist in der Regel ebenfalls im B-Plan festgelegt.
Die GFZ sagt also etwas aus über das Verhältnis von Hausgrundfläche zu Haushöhe.

Im Innenstadtbereich einer Großstadt findet man in einem B-Plan vielleicht eine GFZ von 2,0. Für unser 1.000-m²-Beispiel heißt das: 2.000 m² Geschossfläche sind erlaubt. Bei einer GRZ von 0,2 dürfen 200 m² des Grundstücks bebaut werden. Sofern zehngeschossige Bebauung an dieser Stelle zulässig ist, sind die 2.000 m² Geschossfläche also übereinander auf zehn Etagen der Grundfläche von 200 m² möglich.

Mehr geht nicht 😉

Kleiner Eingriff – große Wirkung

Meldorf in Dithmarschen hat ein reiches Kulturleben zu bieten. Ein Teil davon wird von der Kulturkneipe Bornholdt und vom Peter-Panter-Buchladen organisiert. Rechts daneben bietet die Döner-Stube Leckeres, übrigens auch für Vegetarier – der hausgemachte Krautsalat ist so legendär wie Leos Pizza im Bornholdt. Alle drei Grundstücke sind kaum breiter als die jeweiligen Häuser, aber sehr lang. Die blickdichten Zäune auf den Grundstücksgrenzen betonen die „Schläuche“ noch zusätzlich und werfen lange Schatten:

Drei langgestreckte Grundstücke

Was passiert, wenn die altersmüden Zäune entfernt werden?

eine gemeinsame Hoffläche

Um das sichtbar zu machen, hat eine Schülerin in einem Praktikum in meinem Büro ein Modell gebaut. Im Maßstab 1:50 entstanden aus finnischer Holzpappe alle drei Häuser mit ihren Nebengebäuden. Die Zäune kann man herausnehmen, und wie durch Zauberei entstehen zwei gut proportionierte Plätze: ein Kaffeegarten fürs Bornholdt und eine Lesewiese für den Buchladen. Die Terrasse der Döner-Stube war schon vorher da, doch auch sie gewinnt durch die Offenheit und die neuen Blickbeziehungen.

Jule arbeitet konzentriert am Modell

Wenn die Eigentümer neue Zäune wünschen, sollten diese auf jeden Fall licht- und blickdurchlässig sein. Schön wären schmiedeeiserne Zäune, niedrige Hecken eine (kosten-)günstige Alternative.

der Panter vom gleichnamigen Buchladen ;-)
der Panter vom gleichnamigen Buchladen 😉

Wer ist PIA?

PIA steht für Planerinnen-Ingenieurinnen-Architektinnen und ist – man ahnt es schon – ein Netzwerk für Frauen in planerischen Berufen. Gegründet und stark vertreten in Hamburg, inzwischen mit PIAnistinnen fast aus dem ganzen Norden.

Mein Lieblings-Feature ist das PIA-Forum: Dort können die Mitglieder Fragen stellen, jede bekommt den Forumsbeitrag automatisch per E-Mail, und das Beste ist: eine oder mehrere Frauen haben eine Antwort oder Informationen parat. Ebenfalls klasse ist die Handwerkerdatenbank, deren Struktur eine Kollegin und ich gerade aufgefrischt haben: Hier kann jede PIA-Frau Firmen eintragen, die sie weiter empfehlen will. Das reicht vom Trockenbauer für 5.000 m² Gipskartonwand bis zum Tischler für Kirchenmobiliar – sehr hilfreich bei Ausschreibungen und bei der Suche nach Spezialisten.

Sie suchen eine Architektin? eine Innenarchitektin? eine Sachkundige für Asbestsanierung ? eine …? dann schauen Sie hier:

http://pia-net.de/pags/p00210.php?kat=92