Für einen Besuch bei Bäcker Balzer auf dem Meldorfer Südermarkt gibt es jetzt keine historische Barriere mehr. „Eigentum verpflichtet“, zitierte die Eigentümerin das Grundgesetz und stellte entschlossen die Aufgabe: „Gestalte den Eingang barrierefrei!“ Das klingt ganz einfach: Aber es kann daraus ein erheblicher Aufwand entstehen.
Um die Stufen zu überwinden, muss ein Lift her. Und wir brauchen viel Platz. Schließlich wollen wir die rollenden Hilfsmittel auch bequem rangieren können. Die Treppe wird dadurch viel größer als vorher. Macht nix, könnte man jetzt denken, was mutt datt mutt. Aber wie ist es mit dem Denkmalschutz? Das Haus am Meldorfer Südermarkt schaut direkt auf den gotischen Dom in Meldorf. Mag der Dom auch trutzig groß sein, die Häuser in Meldorf halten sich eher zurück – skandinavisches Understatement. So auch das Eckhaus an der Spreetstraße, das sich trotz seiner Thorvaldsen-Reliefs an der Fassade zurück nimmt. Es verlangt nach einer transparenten, unauffälligen Lösung für seinen neuen – großen – Zugang. Auch darf die Symmetrie des Gebäudes nicht gestört werden.
Die Zufahrt zum Lift ist ausschließlich von Norden möglich. Von Süden her ist nicht genug Platz, zum Markt hin fällt das Gelände stark ab, denn die Bürgerhäuser stehen an höherer Stelle als der Dom, wo der Baugrund künstlich erhöht wurde. Der allgemeine Zugang über eine Treppe muss von Süden erfolgen.
In der Entwurfsphase haben wir es in Dithmarschen gut, denn die Absprachen mit Bauamt und Denkmalschutz verlaufen in der Regel sehr zuverlässig. Das Gesprächsklima ist ausgesprochen erfreulich. Alle arbeiten kontruktiv auf das Ziel hin, zeitgemäße Lösungen möglich zu machen.
Die Lösung sieht so aus: Für die Ansicht vom Marktplatz her tun wir so, als ob eine symmetrische Treppe von beiden Seiten vorhanden ist. Das Geländer gestalten wir transparent, um die Sicht auf die Fassade beizubehalten. Die Stufen werden in Anlehnung an den Bestand in Granit ausgeführt, allerdings jetzt mit einer auswändigen Entwässerung. Denn weder beim Lift, noch bei der Treppe sollte man durch Pfützen waten müssen. Für den konkreten Bau bei diesem kleinen, kniffligen Projekt braucht man flexible und experimentierfreudige Handwerker. Und auch darüber können wir uns in Meldorf freuen.
Bei Ausführung des Treppenbaus half das Bauunternehmen Marcussen mit vielen konstruktiven Vorschlägen. Die Farbgestaltung passte Malermeister Arff an seine Farbgestaltung des Hauses an, was ihm trotz der unterschiedlichen Untergründe der Farben perfekt gelang. Metallbau Reimers plante das Geländer und ließ uns am Fortschritt seiner Konstruktion teilhaben. Unsichtbar aber für die perfekte Funktion des Lifts unverzichtbar installierte Elektro Ritters die Leitungen. Den optisch passenden schwedischen Lift plante und lieferte Lift-Reith aus seinem breiten Sortiment. Last but not least: Bäcker Balzer übte stets Nachsicht, wenn etwas auf Anhieb nicht klappte und fügte eine gut verständliche Bedienungsanleitung bei.
Eine Antwort auf „Die kleine barrierefreie Treppe“